Welche Antikörpertypen gibt es?
Was machen diese Antikörpertypen und wo findet man diese Antikörper?
Ich werde immer wieder nach den verschiedenen Antikörpertypen gefragt, was diese im Körper für Aufgaben haben und wo man sie findet.
Die meiner Meinung nach beste Quelle dafür ist das Lehrbuch der Immunologie, die Bibel der Immunologie, der Janeway.
Ich habe die erste Auflage, mit welcher ich ursprünglich gelernt habe und die neunte Auflage jeweils in der deutschen Übersetzung. D.h. auf Deutsch gibt es auch nicht alle englischen Auflagen, weil das Übersetzen sehr lange dauert. Die deutsche Auflage hinkt dem englischen Original immer ein wenig hinterher.
Die 9. Auflage erschien 2018, also 2 Jahre vor 2020. Was in diesem Lehrbuch steht, ist in der Wissenschaft noch früher bekannt. Wenn es im Lehrbuch steht, ist es Lehrwissen und kann bei Herstellern vorausgesetzt werden.
Je früher das Kapitel, aus denen die Informationen stammen, desto mehr Grundlage.
Ich werde nicht ins Detail gehen.
Dieser Artikel ist nur ein grober Überblick.
Dieser Artikel ersetzt nicht das Lehrbuch!
Welche Antikörpertypen gibt es?
Zuerst einmal, die Antikörper verschiedener Spezies sehen auch unterschiedlich aus. Wie sinnvoll es daher ist, von Tierversuchen auf Menschen zu schließen, wenn schon die Antikörper unterschiedlich aussehen, sei einmal dahin gestellt:
Die Genetik, wie Menschen und Mäuse ihre Antikörper produzieren unterscheidet sich im übrigen auch. Daher ist es auch schon auf dieser Ebene fragwürdig, von Mäusen auf Menschen zurückzuschließen.
Grob gibt es jedoch fünf verschiedene Antikörpertypen:
IgM
IgD
IgG
IgE
IgA
Zudem können IgA und IgM auch noch Multimere bilden:
Die Eigenschaften und Funktionen der verschiedenen Antikörpertypen
Wo im Körper findet man welche Antikörper
Janeway, 9 Auflage, Kapitel 10 Seite 550f
“Eine Infektion des Blutes hat schwerwiegende Folgen, wenn sie nicht sofort unter Kontrolle gebracht wird. Die schnelle Synthese von IgM und die damit verbundene effiziente Aktivierung des Komplementsystems sind für die Eindämmung solcher Infektionen von großer Bedeutung. Konventionelle B-Zellen, die keinen Klassenwechsel durchlaufen haben, produzieren eine gewisse Menge an IgM, wobei die größten Mengen von den B1-Zellen, die sich in der Bauchfellhöhle und in der Lunge befinden, sowie von den B-Zellen der Randzonen in der Milz produziert werden. Diese Zellen setzen Antikörper gegen häufig vor kommende Kohlenhydratantigene frei, beispielsweise von Bakterien, und benötigen keine Unterstützung von T-Helferzellen. So werden das Blut und diese Körperregionen mit einem vorgeformten Repertoire an IgM-Antikörpern versorgt, die eindringende Krankheitserreger erkennen können (Abschn. 8.1.9). “
“Antikörper der anderen Isotypen, IgG, IgA und IgE, sind kleiner und können leicht vom Blut in die Gewebe diffundieren. IgA kann Dimere bilden, doch IgG und IgE liegen immer als Monomere vor. Die Affinität der einzelnen Bindungsstellen für das Antigen ist daher für die Wirksamkeit dieser Antikörper entscheidend. Die meisten B-Zellen, die diese Isotypen exprimieren, wurden in Keimzentren nach der somatischen Hypermutation im Hinblick auf die erhöhte Affinität für die Bindung ihres Antigens selektiert. IgG4 bildet den am wenigsten häufigen Subtyp der IgG-Antikörper, kann aber Hybridantikörper bilden. Eine schwere Kette von IgG4 mit der daran gebundenen leichten Kette kann sich vom ursprünglichen Dimer der schweren Kette trennen und sich mit einem anderen Paar aus einer schweren und einer leichten IgG4-Kette verbinden, sodass ein bivalenter IgG4 Antikörper entsteht, der zwei verschiedene Antigenspezifitäten trägt. IgG ist der häufigste Isotyp im Blut und in extrazellulären Flüssigkeiten, IgA dagegen in Sekreten, vor allem in den Epithelien, die den Darmtrakt und die Atemwege auskleiden. IgG opsonisiert effizient Pathogene für die Aufnahme durch Phagocyten und aktiviert das Komplementsystem, während IgA ein weniger gutes Opsonin ist und das Komplementsystem kaum aktiviert. IgG entfaltet seine Wirkung hauptsächlich in den Körpergeweben, in denen es akzessorische Zellen und Moleküle gibt. Das dimere IgA wirkt dagegen vorwiegend an Körperoberflächen, wo normalerweise weder Komplement noch Phagocyten vorhanden sind, und fungiert daher hauptsächlich als neutralisierender Antikörper. IgA-Monomere können von Plasmazellen produziert werden, die aus B-Zellen in den Lymphknoten und der Milz hervorgehen, welche den Isotyp gewechselt haben. IgA fungiert als neutralisierender Antikörper im Extrazellularraum und im Blut. Dieses monomere IgA besteht vor allem aus dem Subtyp IgA1. Das Verhältnis von IgA1 zu IgA2 beträgt im Blut 10:1. Die IgA-Antikörper, die von den Plasmazellen im Darm produziert werden, sind Dimere und gehören vor allem zum Subtyp IgA2. Das Verhältnis von IgA2 zu IgA1 im Darm beträgt 3:2.”
Immunreaktion über den Darm:
Was passiert bei mehrfacher Immunisierung?
ABER nur, wenn sich das Immunsystem erinnert, was es im Falle der modRNA nicht tut:
SARS-CoV-2-spezifische Plasmazellen werden nach mRNA-Impfung nicht dauerhaft im langlebigen Knochenmarkskompartiment etabliert. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39333316/)
Konsekutive (aufeinanderfolgende) BNT162b2 mRNA-Impfung induziert epigenetisches Kurzzeitgedächtnis in angeborenen Immunzellen. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36282593/)
Daher gilt das Lehrbuch in diesem Fall für Ungeimpfte und natürlich Immune. Bei modRNA Behandelten besteht eher ein Zusammenhang mit noch vorhandenen Spikes oder kontinuierlicher externer Exposition.
Kinder sind ein Sonderfall:
“In diesem Zusammenhang ist noch festzuhalten, dass normale Kleinkinder in den ersten drei bis zwölf Lebensmonaten einen vorübergehenden Mangel der Immunglobulinproduktion aufweisen. Ein Neugeborenes verfügt über Antikörperspiegel, die denen der Mutter ähnlich sind, weil das mütterliche IgG über die Plazenta in den Fetus transportiert wurde (Abschn. 10.2.3). Da diese IgG-Antikörper im Stoffwechsel abgebaut werden, nehmen die Antikörperspiegel allmählich ab, bis das Kleinkind im Alter von sechs Monaten selbst damit beginnt, aus reichende Mengen an eigenem IgG zu produzieren (7 Abb. 13.3). Deshalb sind die IgG Titer im Alter zwischen drei Monaten und einem Jahr relativ niedrig. Dadurch kann die Anfälligkeit für Infektionen eine Zeit lang erhöht sein, vor allem bei Frühgeborenen. die bereits einen niedrigeren Titer an mütterlichem IgG aufweisen und die Immunkompetenz auch erst längere Zeit nach der Geburt erreichen.” (Janeway, 9. Auflage, Seite 705)
Vor dem 6./9. Monat ist es somit sinnlos zu impfen, weil das Baby noch gar keine eigenen Antikörper herstellen kann.
Was ist normal?
An dieser stellte wird es kurz kompliziert, weil der Titer der Antikörper gegen Sars-Cov2 Spike nicht in mg/dl gemessen wird, sondern in BAU. Das hat die WHO normiert. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34619529/)
Wie man mg/dl in BAU umrechnet, habe ich noch nicht finden können. Selbst die verschiedenen Geräte haben unterschiedliche Umrechnungsfaktoren, die von den Herstellern entsprechend der WHO Vorgaben geeicht wurden, was es nicht einfacher macht.
Theoretisch bräuchte man also für die Umrechnung von BAU in mg/dl für jedes Gerät den entsprechenden Umrechnungsfaktor oder eben eine Normierung für den Bereich in BAU, der normal ist.
Der Normbereich in BAU für IgG anti Sars-Cov2 Spike scheint aktuell wie folgt zu sein (das Produkt gibt es nicht mehr):
Danke für diese Übersicht. Zu beachten ist, daß z.B. im Fall der prinzipiell mutationsfreudigen Variante der Corona Atemwegsviren demSarsCov2 Virus die Abwehrarbeit (ca. 98 % der Infektionen) im Mund/Nasen/Rachenraum stattfindet und dort die Haupt Abwehrarbeit durch das T-Zell System, IgA und Becherzellen geleistet wird. IgG haben dort eine untergeordnete Rolle. Zudem wird bei allen Neuinfektionen zunächst IgM gebildet und erst dann spezifisches IgG (im Schleimhautbereich gegenüber den genannten Hauptkomponenten vernachlässigbar)
Es kommt also in der ersten Woche einer Covid 19 Infektion (mit Symptomatik) überhaupt nicht auf die IgGs an, weshalb die "Impfwirksamkeit" per IgG ja ein grober Witz war.
Sehr schön dargestellt, daß Kleinkinder/Säuglinge ein Sonderfall sind, weil hier (unter dem Einfluß der Thymusdrüse, die dann nach und nach schrumpft/involviert) zunächst das T-Zell System die Haupt Abwehrarbeit übernimmt (ohne dieses wäre der Säugling/das Kleinkind ständig schwer krank bzw. tot) und peu a peu das spezifische B-Zell System parallel dazu aufgebaut wird. Aber auch später ist das T-Zell System unter anderem zur primären Abwehr neuer, bzw. neuartiger Erreger extrem wichtig.
Habe auch noch mein altes Anatomielehrbuch (da ändert sich ja wenig), v.a. wegen der Widmung des Autoren. Sicher ein schwieriges Thema (in Biochemie hab ich jede dritte Auflage frisch gekauft), da die Technologie der Bibliotheken durch das Internet ja umgewälzt wurde. Nur muss man dort die wandernden Loci verfolgen...