Little Miss perfect Charlotte ist gerade mal 15. Sie geht in ein Internat und verspricht der Stolz ihrer Eltern zu werden, wäre da nicht die böse Mademoiselle La Rue. Mademoiselle La Rue ist eine moderne Frau. Sie hatte viele Affären und arbeitet jetzt halt als Lehrerin, was sie aber total langweilig findet. Sie macht Charlotte daher mit Montraville bekannt. Der will Charlotte besitzen und macht ihr den Hof. Charlotte hat ein schlechtes Gewissen, will sich nicht auf eine Affäre einlassen, wird aber von Montreville, La Rue und Montreville Freund Belcour nach USA entführt. Statt sie wie versprochen zu heiraten, macht Montreville Charlotte zu seiner Geliebten und hat eine Menge Spaß mit ihr. Charlotte entwickelt wohl so etwas wie ein Stockholm Syndrom, denn sie beginnt ihren Entführer zu lieben, nicht dass sie wirklich eine Alternative hätte. Belcour, der erst was mit La Rue hatte, diese dann aber an einen Offizier an Bord des Schiffes nach USA namens Crayton abgetreten hat, will nun Charlotte für sich selbst haben und spinnt eine Intrige. Diese kommt Montreville gerade recht, denn er will eine gewisse Julia heiraten und Charlotte ist da ein Klotz am Bein, wer will schon einen schwangeren, nervigen Teenager mitschleppen, wenn er eine reiche, schöne Frau haben kann?
Es kommt wie es kommen muss. Mit 16, schwanger, allein, ohne Geld, macht sich Charlotte auf die Suche nach Mademoiselle La Rue nun Mrs. Crayton.
Dieses Buch lässt sich bestens mit einem Zitat aus eben diesem zusammenfassen:
"I shall never have patience to get through these volumes, there are so many ahs! And ohs! so much fainting, tears, and distress, I am sick to death of the subject.”
Melodramatisch, schwülistig, vorhersehbar, platte Charactere, Schema F Handlung, moralisierend mit dem Holzhammer (der Erzähler schiebt extra erklärende Kapitel ein, um die Moral der Geschicht‘ noch hervorzuheben) ist dies wohl einer der beliebtesten klassischen US Romane des Genres „seduction novel“. Veröffentlicht wurde er 1791 zunächst in UK, dann in den USA, wo er ein Bestseller wurde.
Alle „bösen“ Charaktere sind Franzosen oder haben französische Namen, aber wenn sie Engländer sind und nur einen französischen Namen haben, wird zumindest erklärt, warum sie so handeln und sie bereuen und versinken in Melancholie.
Immerhin, die Eltern Charlottes hätten ihre Tochter nicht verstoßen, das ist sehr modern.
Heutzutage jedoch ist das Buch stilistisch und inhaltlich noch schlechter als so mancher billiger Groschenroman. Immerhin kann man in diesem Fall sagen, man hätte einen Klassiker des 18. Jahrhunderts gelesen und etwas für seine Bildung getan. Unterhaltsam ist aber was anderes.
Alle Figuren gehen einem irgendwann einfach nur noch auf die Nerven. Charlotte tut einem daher auch kein bischen Leid, sie ist einfach zu melodramatisch und der Rest der Besetzung ist nicht sonderlich interessanter.