Sunday Shakespeare
Zwei Herren aus Verona - For love, thou know’st, is full of jealousy
William Shakespeares Debutstück „The Two Gentlemen of Verona” ist eher unbekannt, und das zu recht, denn, es ist einfach nur unglaublich schlecht, wie viele seiner unbekannteren Stücke, die halt unbekannt sind, weil sie so unglaublich schlecht sind.
Auch hier gibt es nur die zwei üblichen Verfilmungen der BBC aus den 1980er Jahren und eine RSC Aufzeichnung. Warum wohl?
Die Geschichte ist an den Haaren herbeigezogen und eine Charakterisierung der Figuren gibt es nicht wirklich oder sie ist einfach nur unglaubwürdig, hölzern und dümmlich.
„Witzig“ ist vielleicht, dass hier damals, zu Wills Zeiten, ein junger Mann eine Frau gespielt hat, die sich als Mann verkleidet. Also heutzutage super gendersternchengerecht alles mit Männern besetzt und Drag Queens und Frauen dürfen nur vorne an der Kasse die Karten verkaufen bzw. vielleicht einige der Männerrollen übernehmen.
Da ist zu einen Valentin, der anders als sein Name vermuten lässt, so gar nichts von Liebe hält. Valentin reist nach Verona den Hof des dortigen Herrschers um zu jobben oder was auch immer. Praktikum für ein Jahr, Sprachaufenthalt, Au-Pair, irgendwas in der Art. So genau geht Will darauf nicht ein.
Sein Kumpel Proteus bleibt lieber daheim, weil er ist total verliebt in Julia (der Name kommt irgendwie bekannt vor, ist aber eine andere Julia, aber auch Italienerin).
Proteus Papa ist aber der Meinung, seinem Sohn würde so ein bisschen Auslandserfahrung auch guttun und schickt ihn ebenfalls nach Verona (aber zunächst verabschiedet sich Proteus tränenreich von seiner Julia, sie tauschen Ringe, schwören sich ewige Liebe, blablabla, Teenager halt).
Kaum in Verona angekommen, verliebt sich Proteus auf den ersten Blick in Sylvia, die Freundin seines Kumpels Valentine, der mittlerweile gelernt hat, was Liebe ist.
Von Hormonen gesteuert verpfeift Proteus daher seinen Kumpel Valentine bei Sylvias Papa, dass Valentine mit Sylvia durchbrennen wollte, die eigentlich einem Eckelpaket namens Thurio versprochen ist.
Sylvias Papa findet Thurio toll, Sylvia jedoch findet ihn total ätzend (weil sie liebt ja Valentine). Dumm nur, dass Sylvias Papa den Valentine verbannt, der prompt Räuber wird und sich im Wald häuslich einrichtet mit seiner neuen Bande an Gesetzlosen, die ihn beim ersten Anblick zu ihrem Chef machten, warum auch immer. Wirkliche Qualifikationen bringt er nicht mit, wahrscheinlich ist es das, was ihn zum Anführer prädestiniert. Keine Ahnung, keine Ausbildung, der perfekte Chef.
Unterdessen ist Julia ihrem Proteus als Page verkleidet nachgereist, weil sie ihn blind liebt und ihm vertraut. Ihr Proteus, dem beste aller Männer:
Base men, that use them to so base effect.
But truer stars did govern Proteus’ birth.
His words are bonds, his oaths are oracles,
His love sincere, his thoughts immaculate,
His tears pure messengers sent from his heart,
His heart as far from fraud as heaven from earth.
Der nimmt sie in seine Dienste und erkennt sie seltsamer Weise nicht, nur weil sie Männerklamotten trägt. Wo genau hat er bisher hingeschaut? Wohl eher nicht in ihr Gesicht, würde ich vermuten.
Die verkleidete Julia soll nun die Liebesbotschaften ihrer großen Liebe Valentine zu seiner neuen angebeteten Sylvia tragen.
Die beiden Frauen sind sich sofort sympathisch, auch wenn sie das nicht zugeben.
Währenddessen unterliegt Proteus einen Jahrhundertealtem Irrtum zu glauben, dass das NEIN einer Frau eigentlich doch nur ein Ja ist, wenn man lange genug nervt:
A woman sometime scorns what best contents her.
Send her another. Never give her o’er,
For scorn at first makes after-love the more.
If she do frown, ‘tis not in hate of you,
But rather to beget more love in you.
Aber auch er muss einsehen: O, ’tis the curse in love, and still approved,
When women cannot love where they’re beloved.
Sylvia reist jedoch kurz darauf mit einem edlen aber feigen Beschützer namens Sir Eglamount ihrem Valentin hinterer und wird von Valentins fröhlicher Räuberbande gefangen genommen gemeinsam mit Julia und Proteus (die sie retten wollten und prompt ebenfalls gefangengenommen werden, während Eglamount Fersengeld gibt).
Die Gefangenen werden vor Valentine gebracht.
Und was glaubt ihr, was passiert?
JA, Männerfreundschaft ist dicker als jede Liebe!
VALENTINE
[…]
I am sorry I must never trust thee more,
But count the world a stranger for thy sake.
The private wound is deepest. O time most accursed,
’Mongst all foes that a friend should be the worst!
PROTEUS My shame and guilt confounds me.
Forgive me, Valentine. If hearty sorrow
Be a sufficient ransom for offence,
I tender’t here. I do as truly suffer
As e’er I did commit.
VALENTINE Then I am paid,
And once again I do receive thee honest.
Who by repentance is not satisfied
Is nor of heaven nor earth. For these are pleased;
By penitence th’ Eternal’s wrath’s appeased.
And that my love may appear plain and free,
All that was mine in Silvia I give thee.
Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Männer machen nicht viele Worte, ay?
Proteus und Valentine söhnen sich sofort aus!
Valentine gibt Proteus Silvia (zur Erinnerung: Sylvia liebt Valentine und hasst Proteus, wird aber nicht gefragt) und Julia wird ohnmächtig.
Da erkennt Proteus dann doch plötzlich seine wahre Liebe Julia, die ihm natürlich sofort vergibt und es gibt zwei glückliche Paare.
Vergebung wäre das Letzte, was der Typ von mir zu erwarten hätte, ich wäre aber auch nicht ohnmächtig geworden.
Sylvias Papa, der ihnen auch nachgereist ist, mitsamt des eigentlichen Verlobten Sylvias ist auch sofort einverstanden, weil sich Thurio total danebenbenimmt und meint, er findet Sylvia eh ätzend (er sagt es nur in Reimen, da klingt das weniger fies.).
An den Haaren herbeigezogen, unlogisch und frauenfeindlich wäre noch freundlich.
Das Stück hat ein paar nette Anmachsprüche, damit hat es sich dann aber auch schon.
Versucht mal die hier, wenn die Freundin / Frau sich aufgebrezelt hat:
At first I did adore a twinkling star,
But now I worship a celestial sun.
Oder wollt ihr jemanden fertig machen, der keine Frau abbekommt?
That man that hath a tongue I say is no man
If with his tongue he cannot win a woman.
Gut, aus heutiger Sicht ist dieser Vers ein wenig zweideutig, damals vielleicht auch, Schwamm drüber.
Shakespeare hat richtig viele sexistische Witze gemacht, besonders auch in „Romeo und Julia“, leider muss man dazu die Fußzeilen lesen und wenn man einen Witz erklärt bekommt ist er einfach nicht mehr witzig.