Ja, noch ein Henry mit römischen Zahlen und dann noch drei Teile, was es nicht besser macht. Die Historien sind so gar nicht mein Fall.
Henry VI (Teil 1)
Ziemlich platte, antifranzösische Propaganda. Franzosen sind listig, kämpfen nicht, lassen sich von einer Frau anführen und verschanzen sich lieber hinter Mauern statt im offenen Feld mit den tapferen Engländern zu kämpfen, die sich ehrpusselig abschlachten lassen und das als heldenhaft ansehen. So eine Frau kann nur mit dem Teufel im Bunde sein, wenn sie sie feigen Franzosen gegen sie ehrenhaften Engländer von Sieg zu Sieg führt..... Klang im Französischunterricht damals irgendwie anders.
Dabei sind die Engländer selber Schuld, wenn sie sich lieber gegenseitig bekämpfen statt den Feind, bzw. den englisch einheimische Feind lieber vom ausländischen Feind töten lassen statt sich selber die Finger schmutzig zu machen. Man erkennt ein traditionelles Muster, das an den Brexit erinnert. Hat wohl was mit guter englischer Tradition zu tun.
Durch die Wortgefechte der ehrpusseligen Engländer mit den Franzosen, die ein wenig an Monty Python erinnern, durchaus temporeich. Aber da ist wohl was schiefgelaufen bei der Propaganda, ich war auf Seiten der Franzosen. Geschieht den Engländern recht, dass sie alle Ländereien verloren haben.
Den Vogel schießt ja Suffolk ab, der die Schnitte, die er selber nicht haben kann, weil er schon verheiratet ist, seinem König zu unmögliche Konditionen andreht.
Henry VI (Teil 2)
Da Suffolk Margaret nicht selber heiraten konnte, hat er sie im ersten Teil dem König angedreht. Margaret muss nun feststellen, dass Henry komplett anders ist als sexy Suffolk.
Ein Haufen Adelige, die vom sich selbst permanent in der dritten Person reden und vielleicht deswegen einen Therapeuten aufsuchen sollten, sind verfeindet und wollen sich gegenseitig eliminieren. Bevor sie jedoch zur Tat schreiten sind sie sich noch so weit einig, dass der einzig loyale Adlige, Gloster, erst mal weg muss, damit sie sich schön bekriegen können.
Danach wird das Stück irgendwie sprunghaft, als hätte auch der Autor meine Lust mehr gehabt. Woher kommen die Piraten so plötzlich? Haben sie Suffolks Schiff überfallen oder haben sie sie getarnt, um ihn an Bord zu bekommen? Schnitt.
Ein bekloppter Wegelagerer, der alle gebildeten Menschen hinrichtet und somit ein wenig an Mao erinnert, er kann lesen, tötet ihn, reitet mit dem Haufen bewaffneter Handwerker nach London und erobert die Stadt? Wo waren die Truppen? Das ist nicht Buodicca, das ist ein Typ aus Kent mit einem Metzger als rechte Hand.
Überhaupt, er flieht, taucht unter und ist nach 5 Tagen ohne Essen so entkräftet, dass er aus versehen beim Einbruch in einen Garten erschlagen wird?
Und plötzlich ist York spontan aus Irland zurück. Keiner hat anscheinend gemerkt, dass er Truppen eingeschifft hat? So ein Haufen Schiffe kann man ja schon mal übersehen...
Sprunghaft, Logiklücken und der zeitliche Ablauf auch nicht so wirklich koscher. Der König ein langweiliges Weichei. Kein Meisterwerk.
Henry VI (Teil 3)
Bäumchen wechsel dich.
Ein ständiger Wechsel zwischen den Allianzen, die Adligen hängen ihr Fähnchen in den Wind.
Henry VI ist ein derartiges Weichei, dass seine Frau in den Krieg zieht, um die Rechte ihres Sohnes zu verteidigen, und ihrem königlichen Gemahl mehr als einmal über den Mund fährt und ihm klar sagt, dass die Chancen besser stehen, wenn er einfach die Klappe hält und sich zurückhält. Der fromme Henry betet halt lieber, als zu regieren. Er ist eine komplette Fehlbesetzung für den Job des Königs und sagt auch, dass er als Normalo glücklicher gewesen wäre.
Letztendlich eine Anhäufung von brutalen Racheakten, die alle Charaktere und den Adel generell eher unsympathisch machen. Da werden Kinder hingerichtet und man gibt dem Vater das blutige Taschentuch zum Tränen abtrocknen. Rache um Rache, Blutrache ohne Ende, eine Spirale der Gewalt und das alles nur, weil einer Regieren will. Die Lösung wäre eine demokratische Doppelspitze, aber nein, erst gibt man klein bei, ruft sich wieder zum König aus, nimmt es zurück, ruft sich zum König aus. Dämliche, männliche Machtspiele, damit der andere vor einem kniet. Das Stück zieht sich streckenweise schon ziemlich und wirkliche Höhepunkte sucht man auch vergeblich. Der Splatteranteil ist aber ganz unterhaltsam.
Henry VI - Part I-II Terry Scully - Eileen Atkins - Mary Morris - An Age of Kings 9 & 10 - 1960 - 4K - YouTube

