Hier nun der erste Teil der thebanischen Trilogie: Antigone / König Ödipus / Ödipus auf Kolonos, die eigentlich aus vier Teilen besteht von denen der vierte aber von einem anderen Autor (Aischylus) ist.
Sie wie ich es bisher herausfinden konnte, wäre die für den modernen Leser beste Lesereihenfolge:
König Ödipus
Ödipus auf Kolonos
Sieben gegen Theben
Antigone
Warum der erste Teil vor der Handlung des zweiten Teils spielt ist mir unbekannt. Ja, Antigone wurde zuerst geschrieben, dennoch gehört dieses Stück von der Reihenfolge der Handlung her hinter König Ödipus.
Antigone erzählt, wie es mit Ödipus Kindern (zwei Jungen und zwei Mädchen), nach dem Selbstmord ihrer Mutter und der Flucht ihres Vaters weiterging.
Die Kinder wachsen bei ihrem Onkel (Bruder der Mutter) Kreon auf, der nach Ödipus freiwilliger Verbannung und dem Selbstmord der Schwester wohl die Regierungsgeschäfte übernommen hat. Die beiden Brüder Eteokles und Polyneikes töten sich gegenseitig (der Grund dazu findet sich in Sieben gegen Theben). Kreon ist sauer und verbietet es, Polyneikes zu bestatten. Antigone, die mit Kreons Sohn Haimon verlobt ist, erträgt es nicht, ihren Bruder so vor sich hin verwesen zu sehen und führt die Riten heimlich durch. Sie wird aber von den Wachen beobachtet und Kreon will oder muss seine Autorität beweisen. Er lässt Antigone lebendig einmauern. Ihr Verlobter ist am Boden zerstört und bringt sich aus Liebeskummer um, woraufhin sich dessen Mutter vor Gram umbringt.
Romeo und Julia sind dagegen noch harmlos, da bringen sich die Eltern anschließend nicht auch noch um.
Bei diesem Stück würde ich mir eine Gesamtausgabe der thebanischen Trilogie in vier Teilen (erinnert ein wenig an Douglas Adams) wünschen, die alle Stücke, die diese Geschichte erzählen in der Reihenfolge der Ereignisse zusammenfassen. Leider scheint es so, dass es davon eine Menge Spinn offs diverser Autoren gab, die alle ihre Fan Fiction um die jeweiligen Mythen geschrieben haben und sich gegenseitig aufeinander beziehen. Sieben gegen Theben ist von Aischylos, der Schluss dann wieder von Sophokles, das ist irgendwie doof, denn man merkt erheblich, dass da Lücken in der Geschichte sind. Ich wusste nicht, warum die beiden Brüder sich umgebracht haben und der Autor gibt leider keine kurze Zusammenfassung.
Insgesamt sind jedoch die Wortgefechte zwischen Kreon und seinem Sohn Haimon ein echtes Highlight. Modern, frech und sehr treffend dreht der Sohn dem Vater das Wort im Munde um. Das geht Schlag auf Schlag und steht den schnelleren Dialogen bei Shakespeare in nichts nach. Die Übersetzung von Rudolf Schottlaender ist auch sehr gut lesbar und es macht richtig Spaß zu lesen, wie sich Vater und Sohn fetzen.
Auch dieses Stück hat ein paar sehr treffende Zitate, die extrem modern und aktuell sind:
Die schlimmste Frucht, die je gesetzlich eingeführt ward unter Menschen, ist da Geld. Ja, Geld zerstört euch Städte, Geld verjagt euch Männer aus dem Haus, und Geld ist auch der Lehrer, der das Herz betört, so dass der brave Mann Abscheuliches begeht.
Der Feind wird nie, auch nicht im Tod, zum lieben Freund.
O hege doch in dir nicht nur die Sinnesart, daß einzig das, was du sagst, recht ist, andres nicht! Wer von sich meint, nur er allein sei klug, beredt wie keiner, eine Seele ohnegleichen, der nimmt man ihn auseinander, zeigt sich innen hohl.