Ich mag es nicht, Theaterstücke zu lesen. Theaterstücke sollte man sehen, oder zumindest hören.
Die Geschichte ist schnell erzählt, denn sie ist nur ein Dreiakter. Da sie so kurz und auch so einfach geschrieben ist, wird das Stück gerne in der Oberstufe gelesen und ist an der Uni somit ein Stück, dass nicht für Prüfungen zugelassen ist, weil eben bereits Schulstoff.
Algernon Moncrieff und John Worthing sind beide Single und best Buddies. Nur, John hat ein Alias für die Stadt, damit er seinen Ruf auf dem Lande wahren kann: Ernest. Er ist somit sein eigener kleiner Bruder. Nun hat sich John Worthing in Algernons Cousine verliebt, die jedoch nur einen Mann heiraten will, der Ernest heißt. Algernon hingegen hat einen erfundenen, schwerkranken Freund namens Bunbury, den er vorschiebt, wenn er sich aus der Stadt absetzen will. Algernon ist neugierig auf John Worthings Mündel Cecily Cardew und macht sich an sie heran, indem er sich für Johns kleinen Bruder Ernest ausgibt. Die Verwicklungen sind vorhersehbar.
Die Geschichte greift eigentlich zu altbekannten ausgelutschten Tricks: Verwirrspiel mit vertauschten Namen (hat schon Shakespeare gemacht), dazu Zickenterror (unzählige Beispiele) und ein Geheimnis um ein verschwundenes Kind das plötzlich doch einen tollen Stammbaum hat (*gähn*).
Was die Geschichte so gelungen macht sind die witzig, bissigen Dialoge, die zugleich massive Sozialkritik sind und die viktorianische Gesellschaft so richtig gegen das Schienenbein treten. Dazu wird noch über Klischees bezüglich Männer und Frauen hergezogen indem sie teilweise um 180° gedreht werden. Eine ausgefeilte, innovative Geschichte würde wohl nur von den genialen Dialogen ablenken.