Huckleberry Finn, Tom Sayers Freund und Sohn eines Stadtbekannten Säufers, wurde von der Witwe Douglas aufgenommen, die aus ihm einen zivilisierten Menschen machen will. Das geht Huck, der seine Freiheit gewohnt war, natürlich gewaltig gegen den Strich.
Als nun sein versoffener Vater wieder auftaucht und ihn zwingt mit ihm zu kommen, um in einer einsamen Hütte fernab der zivilisierten Leute zu leben, findet Huck das zunächst eigentlich ganz nett. Abhängen, nichts tun, so lässt es sich leben, wäre da nur nicht sein Vater oder dessen Alkoholproblem. Hucks Vater schlägt ihn, sperrt ihn tagelang alleine ein, und Huck sieht keine andere Möglichkeit, als erneut wegzulaufen. Da der Mississippi gerade Hochwasser hat, schwemmt es allerhand nützliche Dinge an Land, darunter auch ein Kanu. Huck täuscht also seinen Tod vor und zieht sich auf die Jackson Insel im Mississippi zurück, wo er den entlaufenen Sklaven Jim trifft. Da man Jim schon bald des Mordes an Huck verdächtigt, laufen die beiden gemeinsam weg und lassen sich auf einem Floß, dass das Hochwasser angeschwemmt hat, den großen Fluss entlangtreiben und lernen dabei allerhand interessante Leute kennen, darunter auch zwei Hochstapler, die ihnen eine Menge Ärger bereiten werden und sie mehr als einmal in Gefahr bringen.
Nachdem Mark Twain 1876 im seines Roman Tom Sawyer mit folgenden Worten beendete:
„So endeth this chronicle. It being strictly a history of a BOY, it must stop here; the story could not go much further without becoming the history of a MAN. When one writes a novel about grown people, he knows exactly where to stop—that is, with a marriage; but when he writes of juveniles, he must stop where he best can."
entschied er sich dann doch 1885 eine Fortsetzung unter dem Titel „The Adventures of Huckleberry Finn" zu veröffentlichen. Diesmal wird die Geschichte von Huck erzählt und ist durchgehend in diversen amerikanischen Dialekten geschrieben, für die man solide Englischkenntnisse mitbringen sollte. Einerseits eine klassische Abenteuergeschichte. Andererseits eine Geschichte, in der Twain gegen die Sklaverei anschreibt. Auf seiner Reise mit Jim wird Huck, entgegen der vorherrschenden Meinung, immer mehr klar, dass Sklaverei falsch ist. Dass Jim im Inneren weißer ist, als die beiden Betrüger, mit denen er reist und dass Schwarze vor allem Menschen mit Familien und Gefühlen sind, die auch rechte haben. Diese Erkenntnisreise wird aufgelockert durch die Betrügereien, die der König und der Graf an jedem Halt aushecken.
Ein wenig gewollt wirkt es schon, wie Twain die Kurve bekommt, um Huck wieder heim zu bekommen. Auch dass Jim Huck verschweigt, wer der Tote im schwimmenden Haus war, erscheint mir unglaubwürdig. Insgesamt herrscht in diesem Roman, anders als im ersten Band oft das typische Wildwest Klischee vor mit Schießereien am helllichten Tag, um die sich keiner schert und da werden Betrüger geteert und gefedert und auf Balken durch den Ort getragen, wie man das aus Lucky Luke kennt.
Fazit: Ein Kinderbuchklassiker mit einigen Schwächen, aber lustig und unterhaltsam zu lesen.