Slaughterhouse-Five gilt als Sci-Fi Klassiker, warum auch immer. Billy Pilgrim, ein ehemaliger Weltkriegsveteran, der nach dem Krieg seine Optikerausbildung abschließt, eine reiche aber unansehnliche Frau heiratet, und ein ganz okayisches Leben führt, stürzt mit einem Flugzeug ab. Er und der Copilot sind die einzigen Überlebenden. Auf dem Weg, um ihn im Krankenhaus zu besuchen, verunglückt seine Ehefrau. Billy hingegen fängt an zu fantasieren. Er wurde von Außerirdischen namens Tralfamadorians entführt, die auch die Vierte Dimension wahrnehmen. In „Wirklichkeit“ hat Billy, zumindest so wie ich das Buch lese, ein Posttraumatisches Stresssyndrom, das er nie verarbeitet hat. Er vermischt schlechte Sci-Fi Romane, die er in der Psychiatrie gleich nach dem Krieg gelesen hat, mit Erinnerungen an den Krieg und glaubt durch die Zeit zu reisen und von Außerirdischen entführt worden zu sein.
Der Traum, von Außerirdischen entführt worden zu sein und in einer Art Zoo gehalten worden zu sein, macht das Buch aber noch lange nicht zu Sci-Fi.
Wenn man den Roman als Antikriegsroman liest, ist er eindrücklich aber nicht wirklich beeindruckend.
Wenn man den Roman als Beschreibung einer Psychose oder PTSD liest, ist er mäßig unterhaltsam. Möglicherweise träumt Billy das auch nur in seinem Schockzustand nach der Dresdner Bombennacht, die den echten Billy in einen katatonischen Zustand versetzte, durch den er dann auch verstarb und das ist, was er in seinen letzten Tagen träumte.
Wenn man den Roman als Zeitreiseroman liest, denkt man sich: „The Timetraveler’s Wife“ und „Cloud Atlas“ sind deutlich unterhaltsamer, obwohl sie ähnliche Techniken verwenden und wohl von diesem Roman inspiriert waren.
Wenn man diese Entführung als bare Münze nimmt, ist das nur noch klamaukhaft Monty Python artig, aber nicht so witzig.
Ich kann verstehen, warum man den Roman teilweise im ersten Semester liest. Man kann schön ruminterpretieren. Macht das Buch aber weder unterhaltsamer noch interessanter.
Es/die Geschichte spricht nicht zu mir. I am underwhelmed. Ich kann die Begeisterungsstürme vieler Leser einfach nicht nachvollziehen. Mein Geschmack ist es wahrlich nicht.
Ja, es hat seine Momente. Die Kritik am neoliberalen American Dream ist treffend und einer der besseren Momente des Buches:
"America is the wealthiest nation on Earth, but its people are mainly poor, and poor Americans are urged to hate themselves. To quote the American humorist Kin Hubbard, “It ain’t no disgrace to be poor, but it might as well be.” It is in fact a crime for an American to be poor, even though America is a nation of poor. […] If you’re so smart, why ain’t you rich? […] Americans [...] believe many things that are obviously untrue [...] Their most destructive untruth is that it is very easy for any American to make money. They will not acknowledge how [...] hard money is to come by, and, therefore, those who have no money blame [...] themselves. […] This inward blame has been a treasure for the rich and powerful, who have had to do less for their poor, publicly and privately, than any other ruling class since, say, Napoleonic times."
Auch dieses Bild ist sehr kraftvoll:
“Trout, incidentally, had written a book about a money tree. It had twenty-dollar bills for leaves. Its flowers were government bonds. Its fruit was diamonds. It attracted human beings who killed each other around the roots and made very good fertilizer."
Damit hat es sich für mich aber auch schon. Die Figuren sind flach, die Geschichte hält einem nur durch die Zeitsprünge halbwegs wach, linear erzählt wäre sie wohl einfach nur eine sehr direkte, platte Antikriegsgeschichte.
Fazit: OK, kann man lesen, muss man nicht. Ich kann die Begeisterung einfach nicht nachvollziehen.