Ich lese absolut nicht gerne Theaterstücke, musste das aber für das erste Staatsexamen. Dazu musste ein US Stück her. Ich wollte was Unterhaltsames, durch das man sich nicht durchquälen muss und habe mich für „Arsenic and Old Lace“ entschieden.
Zunächst habe ich mir den alten S/W Film angesehen, der mich wahrlich nicht von den Socken gehauen hat. Er ist überdreht und geht einem schon bald ordentlich auf die Nerven. Die Darsteller sind mir streckenweise zu hysterisch. Das war damals wohl so üblich, vermute ich.
Ich war umso überraschter, dass das Stück gelesen, deutlich besser ist als der Film. Einige der besten Wortgefechte und Witze scheinen im Film zu fehlen, auch der Zeitbezug wurde entfernt.
Vieles wird im Original Theaterstück klarer als in der Verfilmung, woran das liegt, kann ich nicht genau sagen. Wahrscheinlich setzt der Film einfach deutlich mehr auf visuelle Hinweise, die ich meist schlechter wahrnehme.
Die Dialoge sind witzig, die Handlung schwarzhumorig und sarkastisch. Die damals üblichen Kriminalhandlunge à la Christie und Dorothy L. Sayers werden böse durch den Kakao gezogen mit diesen beiden, netten, alten Mörderinnen und ihrem „Wettstreit“ mit ihrem Neffen, der 12:12 endet.
Das Krimigenre bekommt in diesem Stück böse sein Fett weg, das ist sehr unterhaltsam zu lesen. Die Dialoge sind sehr treffend. Generell wird auch das Theater, schlechte Playwrights, vorhersehbare Handlungen und die Theaterkritik aufs Korn genommen. Diese beiden Kritikebenen geben der eigentlich nicht so überragenden Handlung ihren Biss.
Nervig sind die teils sehr, sehr ausführlichen Regieanweisungen, die jede Bewegung vorschreiben. Das ist teilweise ein wenig too much.
Fazit: Erstaunlicherweise ist das Stück gelesen besser als die Verfilmung. Ein unterhaltsamer Theaterklassiker der auf der Metaebene das Krimigenre und das Theater aufs Korn nimmt.