Jane Austen begann, wie viele anderes Schriftsteller auch, bereits als Teenager mit dem Schreiben und hat somit ein paar Jugendsünden hinterlassen. Klar kann man sich diese nun schönreden, weil sie später eine berühmte Schriftstellerin war, aber letztendlich sind es halt trotzdem nur die Ergüsse einer Vierzehnjährigen.
Faszinieren dabei ist vor allem der Einblick in die romantische Fantasie eines Teenagers des Jahres 1790 und die Erkenntnis, dass sich seit damals nicht viel verändert hat. Teenager neigen zu schwarz weiß Malerei, wahrer Liebe, nach der es keine weiteren Beziehungen mehr gibt und dass Gefühl vor Verstand kommt. Die Männer sind dabei eher nur Garnitur, die irgendwie dazugehören, da wird nicht einmal ein Kuss ausgetauscht.
Das Ergebnis der schriftstellerischen Versuche der vierzehnjährigen Jane ist „Love and Freindship“ [sic], ein Briefroman, den sie wohl zum Amüsement der Familie geschrieben hat. Die Handlung ist sprunghaft, die Figuren flach, gedankenlos und ja, Teenager eben, die nicht denken, bevor sie handeln und sich daher teilweise sehr gefühllos verhalten, obwohl sie gerade Gefühle über alles stellen.
Die Heldin Laura heiratet einen nächtliche Besucher, spontan, gleich nach dem Abendessen (warum auch immer). Er heiratet sie in einer Trotzreaktion, weil sein Vater will, dass er eine andere heiratet und er seinem Vater aus Prinzip widerspricht. Nicht sonderlich überraschend, ist die Familie des Bräutigams alles andere als begeistert. Also reisen die beiden mit einer Freundin, die auch nicht standesgemäß geheiratet hat weiter und leben irgendwie, bis die Männer wegen Betruges eingebuchtet werden. Die beiden Mädels hauen nach Schottland ab, begegnen da spontan einem verschollenen Großvater, der kurz darauf weg ist, um dann bei einem Onkel unterzukommen und der Cousine zu raten, mit einem anderen als ihrem Verlobten durchzubrennen, um anschließend den Onkel zu beklauen und sich zu wundern, dass er sie rausschmeißt. Und so weiter und so fort.
Die Standardreaktion der Mädels auf alles ist in Ohnmacht zu fallen:
“It was too pathetic for the feelings of Sophia and myself—We fainted alternately on a sofa. “
“What could we do but what we did! We sighed and fainted on the sofa.”
Besonders schön: “Sophia shreiked and fainted on the ground—I screamed and instantly ran mad—. We remained thus mutually deprived of our senses, some minutes, and on regaining them were deprived of them again. For an Hour and a Quarter did we continue in this unfortunate situation—Sophia fainting every moment and I running mad as often.” – Hier muss man anmerken, dass deren beide Ehemänner gerade mit ihrer Kutsche verunglückt sind, und im Sterben liegen. Wie auch immer, die beiden Teenies lassen die Toten liegen, wo sie sind und suchen sich ein Nachquartier.
Immerhin, man kann eine Lehre aus diesem Buch ziehen, die die Sterbende Sophia Laura mit auf den Lebensweg gibt: „Beware of fainting-fits... Though at the time they may be refreshing and agreable yet beleive me they will in the end, if too often repeated and at improper seasons, prove destructive to your Constitution... My fate will teach you this.. I die a Martyr to my greif for the loss of Augustus.. One fatal swoon has cost me my Life.. Beware of swoons Dear Laura.... A frenzy fit is not one quarter so pernicious; it is an exercise to the Body and if not too violent, is I dare say conducive to Health in its consequences—Run mad as often as you chuse; but do not faint—"”
Kann man an Tuberkulose, so gallopierend sie auch sein mag, binnen weniger Tage sterben? „Her disorder turned to a galloping Consumption and in a few days carried her off.”
Fazit: Muss man nicht gelesen haben. Unglaublich schlecht ist noch übertrieben. Insgesamt aber ein netter Einblick, was im Hirn einer Vierzehnjährigen vor 200 Jahren so vor sich ging. Es ist ein Gerücht, dass man damals schneller erwachsen wurde, würde ich nach dieser Lektüre mal behaupten. Gedankenlos, planlos, sprunghaft und überromantisch wie heutige Vierzehnjährige. Auch Jane Austen war kein Genie, ihre ersten Schreibversuche sind so schlecht, wie heutige Teenager Fanfiction, da muss man sich keinen Illusionen hingeben.
Das Buch ist public domain und kann beim Gutenbergprojekt heruntergeladen werden.