Ich liebe James Joyces „Ulysses“, es ist eines meiner Lieblingsbücher.
Mit den Dubliners werde ich aber nicht warm. Kurzgeschichten sind generell nicht so mein Ding, zu wenig Zeit wirklich eine Geschichte zu entwickeln. Obwohl ich Anglistik studiert habe und auch Kurzgeschichten interpretiert habe, mit diesen Kurzgeschichten kann ich so gar nichts anfangen, es gibt echt bessere Kurzgeschichten.
Die Kurzgeschichten sind auch irgendwie extrem durchwachsen von OK zu Flop, Highlights gibt es eigentlich keine. Für ich sind nur zwei Geschichten gut, einige so belanglos, dass ich mich schon nach der Lektüre des Buches nicht mehr erinnere, um was es eigentlich ging.
1. The Sisters
Ein junger Mann ist mit dem örtlichen Priester Father Flynn befreundet. Dieser Priester ist alt und stirbt.
2. An Encounter
Zwei Jungs schwänzen die Schule und treffen einen alten Mann
3. Araby
Ein junger Mann verliebt sich, will sich mit dem Mädel auf einem abendlichen Basar, dem Araby, treffen. Er verpasst sie irgendwie oder wurde versetzt.
4. Eveline
Ein junges Mädchen verliebt sich in einen Seeman und will mit ihm durchbrennen und bekommt kalte Füße.
5. After the Race
So ereignislos, dass ich mich nicht mal erinnere, worum es ging.
6. Two Gallants
Auch an diese Geschichte kann mich mich bereits kurz nach der Lektüre nicht mehr erinnern, ereignislos…
7. The Boarding House
Mrs. Mooney, Vermieterin, versucht ihre Tochter mit einem ihrer unverheirateten Mieter zu verkuppeln, der ein Auge auf sie geworfen hat aber Bindungsängste hat und sich in seinem Singledasein ganz gut eingerichtet hat.
8. A Little Cloud
Alte Freunde labern. Es passiert nichts.
9. Counterparts
Farrington ist Kopist, findet seinen Job sch*** und ertränkt seinen Frust im Alkohol, teils während der Arbeitszeit. Sein Alskoholismus ist so weit fortgeschritten, dass er schon Dinge versetzt, weil der Lohn nicht mehr dafür reicht.10.
10. Clay
Ereignislos, schon direkt nach der Lektüre wieder vergessen.
11. A Painful Case
Diese Geschichte ist für mich das Highlight in einem Buch mäßiger Kurzgeschichten. Mr Duffy freundet sich mit Mrs Sinico an, die sich in ihrer Ehe langweilt und von ihrem Mann ignoriert wird. Sie diskutieren Literatur und Mrs Sinico verliebt sich vielleicht ein klein wenig. Duffy macht Schluss, Sinico verarmt geistig, verfällt dem Alkoholismus und bringt sich um. Mr Duffy braucht ne ganze Weile, seine Mitschuld einzusehen.
12. Ivy Day in the Committee Room
Ein Haufen Leuts labern über irische Geschichte?
13. A Mother
Eine Geschichte über das Irish revival. Mrs Kearney will, dass ihre Tochter bei einem irischen Gesangsabend, der vier Mal stattfinden soll, gegen Geld auftritt, wird aber um die Gage geprellt.
14. Grace
Mr Kernan fällt betrunken die Stufen einer Bar runter. Während er sich erholt und wieder gesund sind belabern ihn seine Freunde in die Kirche zu gehen und Katholisch zu werden.
15. The Dead
Das zweite “Highlight” des Buches. Gabriel Conroy bemerkt auf einer Party, wie sehr er seine Frau noch liebt und wie wunderschön sie immer noch ist. Sie gehen ins Hotel, er will Sex, letztendlich reden sie aber über einen toten Ex seiner Frau, der jung verstorben ist.
Sicherlich “tolle” Geschichten, an denen man sich im Studium zu Tode interpretieren kann. Ja, Joyce hat einige seiner eigenen Erlebnisse und Erfahrungen verarbeitet. Er selber nahm auch bei einem Gesangwettbewerb teil und belegte den dritten(?) Platz. Und ja, das Irish Revival ist aus historischer Sicht wichtig und einige der Geschichten sind somit von historischem Interesse.
Die meisten Geschichten sind aber belanglos, langweilig, ereignislos.
Laaaaaaaaangweilig, selbst für einen bekennenden Ulysses Fan. Mit den Dubliners werde ich nie warm werden, auch wenn es schön ist, zu erkennen, wenn Teile einer Geschichte in einer anderen vorkommen. Das passiert aber nur in den ersten Geschichten, der Rest ist komplett eigenständig.