Diese Kurzgeschichte veröffentlichte Gaskell in “The Dublin University Magazine“ im November 1859.
Sie erzählt die Geschichte zweier Halbbrüder, die des Erzählers Mr. Preston und die seines älteren Halbbruder Gregory.
Mr. Prestons Mutter Helen heiratete jung, aus Liebe. Mit 20 war sie bereits Witwe und hatte zwei Kinder verloren. Nur Gregory blieb ihr, der ein Nachgeborener war und nach dem Tode seines Vaters, das Licht der Welt erblickte. Gregory war alles, was ihr von ihrer großen Liebe blieb.
Um Gregory ernähren zu können, heiratet Helen erneut, diesmal William Preston, den Vater des Erzählers. William liebt Helen wirklich aus ganzem Herzen, Helen jedoch liebt ihn nicht, sie brauchte nur einen Versorger für Gregory. Irgendwann fällt das auch William Preston auf und er beginnt Gregory dafür zu hassen, und so ist es fast eine Befreiung für beide Eheleute, als Helen nach der Geburt des Erzählers verstirbt. Vorher jedoch legt sie dessen Hand in jene Gregorys und trägt ihm auf, auf seinen kleinen Bruder aufzupassen.
William Preston sieht es aber als seine christliche Pflicht an, sich auch um Gregory zu kümmern und ihm eine gute Ausbildung zuteilwerden zu lassen. Ob Gregory wirklich eher einen niedrigen IQ hat oder ob er in der Schule versagt, weil er von allen für dumm gehalten wird, ist schwer zu sagen. Er wird jedenfalls Schafhirte, während sein kleiner Bruder, von allen verhätschelt und von klein auf als etwas Besonderes angesehen, ein schulischer Überflieger wird.
Gregorys Leben ist das von Aschenputtel aus dem Märchen. Er hütet die Schafe, wird von seinem Lehrmeister, dem alten Schäfer gelobt für seine Fähigkeiten aber von seinem Stiefvater verächtlich behandelt. Selbst der Schäferhund Lassie (ja, sie heißt wirklich so) hat darunter zu leiden. Dennoch bewahrt sich Gregory sein sanftes, liebevolles Wesen, geht allem Ärger aus dem Weg und hält das Versprechen, dass er seiner Mutter als Kind auf dem Sterbebett gab, dass er auf seinen kleinen Bruder aufpassen wird.
Als sich der Erzähler, weil er sich überschätzt, weil alle ihm immer gesagt haben, dass er alles schaffen kann, wenn er es nur will, in einem Schneesturm verirrt, weil er lieber den kurzen Weg statt des sicheren Weges wählt, löst sein Bruder sein versprechen ein. Vielleicht ist dieses Einlösen des Versprechens auch eine Erlösung für ihn, er wählt den selben Ausweg aus einem unerträglichen Leben mit William Preston, wie einst seine Mutter Helen und gibt sein Leben für das des Erzählers.
Diese Geschichte ist sehr melancholisch. Es ist eine Geschichte über Reue und Bedauern, weil man jemanden falsch eingeschätzt hat, ihn schlecht behandelt hat und nun ist es zu spät, das Gut zu machen. William versucht es an Lassie gut zu machen, aber er hat sie so oft schlecht behandelt, dass er das Vertrauen des Hundes nie wieder zurückgewinnt, sich aber dennoch um ihn kümmert. Gregory wurde missachtet, weil er dumm war und das nicht in das Leistungsbild des aufstrebenden Mittelstandes passt, in dem er gezwungen war zu leben. Gregorys leiblicher Vater war aber Bauer, da wäre Gregory der perfekte Sohn gewesen. Es ist eine Geschichte über einen sanften, schlecht behandelten Menschen, der dennoch nie grollt und seine Aufgabe erfüllt ohne dafür Dank zu erwartet und der auch weiß, dass er nicht in diese Gesellschaftsschicht passt, in der er nun leben muss.
Eine besondere emotionale Tiefe bekommt die Geschichte dadurch, dass der Erzähler ein autodiegetic narrator mit internal focaliser ist (also der Erzähler zugleich Protagonist ist und auch die Gefühle des story characters beschreiben kann) und einen gleich zu Anfang der Geschichte , wenn man sie im Rahmen des frame tale „round the sofa“ liest, darauf einstimmt, dass es eine traurige und lehrreiche Geschichte ist „If my dear brother’s life and death does not speak for itself, no words of mine will teach you what may be learnt from it.“