Ich kann mich gar nicht erinnern, dass das Buch streckenweise so langatmig war. Ich habe es zugegebenermaßen das erste Mal als Übersetzung aus den 1920er Jahren gelesen und da hat man möglicherweise die langatmigen Stellen gestrafft.
Erstaunlich wie wenig Handlung man in so viel Text unterbringen kann.
Ein klassischer Fall von educative literature. Genau wie in Hugos "Glöckner von Notre Dame" ist die Handlung eigentlich nur ein Mittel zum Zweck, die neusten archäologischen Ausgrabungen und Entdeckungen in Pompeij zu vermarkten. Teilweise wird sogar gesagt, wo man die Gegenstände besichtigen kann, die die Protagonisten gerade geschenkt bekommen oder benutzen.
Zum Schluss hin ist das aber sehr effektvoll. Der Roman beschreibt, wie die Toten da hin kommen, wo die Archäologen sie gefunden haben. Aus namenlosen, archäologischen Funden werden so plötzlich Personen mit einer Geschichte, auch wenn diese Erfunden ist. Sie ist immerhin gut erfunden.
Klar, frühes Christentum musste zu der Zeit auch sein, das wollten die Leser. Starke, muskulöse Frühchristen war ein gängiges Motiv, deren ableben von einigen viktorianischen Lesern sehr betrauert wurde.
Man fragt sich aber schon streckenweise, ob die Darstellung der Frühchristen wirklich ironisch gemeint war, oder das heutzutage nur so rüberkommt.
Insgesamt ein frühes Werk des Infotainment. Die Fakten aus der römischen Literatur und damals neueste Ausgrabungsergebnisse werden zu einer spannenden Geschichte verwoben.
Hat schon seinen Grund, warum die Geschichte auch heute noch gedruckt wird und ein Klassiker geworden ist. Pompeij fasziniert bis heute.