E. M. Forster ist wohl am bekanntesten für seine Romane „Wiedersehen in Howards End“ und „A Room with a view“. Weniger bekannt dürfte wohl sein, dass er auch (wirklich gute) Sci-Fi schrieb.
„The Machine stops“ ist eine Kurzgeschichte bzw. Kurznovella, die Forster 1906 veröffentlichte. Beschrieben wird eine postapocalyptische Welt, in welcher die Menschen im Untergrund wohnen und vollkommen abhängig sind von einem Zentralcomputer den sie „Machine“ nennen.
Diese Geschichte nimmt moderne Entwicklungen in erschreckend akkurater Weise voraus. Die Menschen leben vereinzelt, körperlicher Kontakt ist nicht benötigt und nicht gewünscht. Dafür hat man aber hunderte oder tausende online Freunde, mit denen man in permanenten Kontakt steht über Videotelefonie (heute Skype) oder SMS. Man wird permanent mit Nachrichten überschwemmt und wenn man Nachts mal offline war, hat man gleich hunderte Nachrichten nachzuarbeiten. Das kommt sehr bekannt vor. Dieses technologische Setting ist es wohl auch, die diese Geschichte so modern wirken lässt. Wenn man nicht weiß, dass sie 1906 geschrieben wurde und wer E. M. Forster war, würde man sie wohl für eine aktuelle Kurzgeschichte halten, die Authentizität erzeugen will, indem einige Begriffe entfremdet werden.
Die Maschine selektiert jene Menschen, die an die neue Lebensweise unter der Erde am besten angepasst sind. Muskeln und Kraft sind unerwünscht, denn Athleten müssten sich bewegen und dafür ist einfach kein Platz und somit ist auch für diese Menschen kein Platz in dieser Untergrundwelt. Kuno jedoch, Vashtis Sohn scheint leider eine Art menschlicher Wildtyp zu sein. Muskulös, mit Haaren, die in seinem Gesicht sprießen und insgesamt zu neugierig. Er erkennt, dass die Maschine Probleme hat und wohl bald ihren Dienst einstellen wird. Er warnt seine Mutter. Sie muss dafür persönlich bei ihm anreisen, weil er gewissen Dinge nicht über „Skype“ erzählen möchte. Diese Paranoia abgehört zu werden kommt bekannt vor, und das wurde 1906 geschrieben… Seine Mutter glaubt ihm aber nicht, sie hält ihn für einen Ungläubigen und bricht den Kontakt zu ihm ab.
Es kommt, wie es kommen muss. Die Ausfälle in der Funktionalität der Maschine werden immer offensichtlicher, die Bevölkerung und die üblichen Apologeten, die es überall in den Medien gibt, diskutieren das aber weg und arrangieren sich mit den schlechteren Bedingungen, bis es zu spät ist.
Genial! Hätte er doch mehr Sci-Fi und weniger viktorianische Liebesromane geschrieben. Mit Sci-Fi konnte man damals aber noch nicht wirklich Kasse machen, die goldenen Zeiten der Sci-Fi sollten noch einige Jahrzehnte auf sich warten lassen.
Diese Kurzgeschichte bietet sich regelrecht an, sie weiterzuerzählen und diese Welt näher zu erforschen.
Die geschichte hat mich, 1986, zutiefst beeindruckt.