Beowulf, irgendwie kennt jeder das Motiv, es wurde ja auch in der Popkultur in diversen Zusammenhängen verwurstet. Da wäre einmal der gleichnamige Film mit Angelina Jolie, daneben gibt es das Motiv sogar in Serien wie Xena (Die Tochter von Gabrielle, Hope bekommt Grendel und irgendwie sieht mein gedanklicher Grendel auch so aus) oder Outlander wo „Beowulf“ mit einem Raumschiff kommt und Grendel ein außerirdisches Monster ist.
Kaum einer kann jedoch behaupten, das Gedicht wirklich zu kennen. Ja, Beowulf ist ein altenglisches Gedicht, wie die Aeneis oder die Odyssee, nur kürzer. Wie bei den antiken Epen kannte man im Old Englisch keine Reime, die kamen aus dem Französischen. Im Altenglischen ging es um Alliterationen, Assonanzen, Konsonanz und Anzahl der Silben, als in etwa wie bei heutigen Rapsongs, die sich erstaunlicherweise des altenglischen Reimschemas bedienen.
Es gibt diverse Übersetzungen des Gedichtes, denn altenglisch hat mit dem heutigen Englisch so viel zu tun, wie die Gedichte von Walter von der Vogelweide mit dem heutigen Hochdeutsch. Tolkien hat Beowulf auch übersetzt (surprise! Ja, er hat sich bei dem Gedicht ordentlich bedient für sein LOTR), an den Unis wird aber die Übersetzung des irischen Nobelpreisträger Seamus Heaney verwendet, der irische Kriegsbarde, der mit der Feder kämpfte.
Die Geschichte ist schnell Erzählt. Beowulf, der Held der Geschichte, hört, dass Hrothgar ein Problem mit einem Monster namens Grendel hat. Er schippert nach Dänemark und ringt Grendel zu Boden und kugelt/reißt ihm einen Arm aus. Welch ein Glück, denn Grendel ist immun gegen den Schaden von Schnittwaffen (etwas was D&D Spieler kennen). Grendel flieht und stirbt wohl letztendlich am Blutverlust. Seine Mutter ist sauer und will sich rächen. Sie entführt und tötet den Ratgeber von Hrothgar. Beowulf sofort hinterher. Dann kämpft er mit Beowulfs Muddi, unter Wasser (ohne Taucherausrüstung, keine Ahnung, wie er das macht und wie er mit Rüstung wieder an die Wasseroberfläche kommt). Hrothgar überhäuft ihn mit Geschenken. Beowulf reist nach Hause und führt ein gemütliches Singleleben, bis sein König stirbt und dessen Sohn stirbt und Beowulf König wird. 30 Jahre passiert nichts bis ein Drache Beowulfs Halle abfackelt. Also Beowulf in die Höhle des Drachen, mittlerweile ist der Held ein alter Mann, aber mit Hilfe eines Neffen oder Cousins tötet er den Drachen und stirbt an den Verletzungen. Sein letzter Wunsch, verbrennt mich und baut auf meiner Asche einen Leuchtturm. Ende.
Dazwischen sind die üblichen Metszenen in der Halle, wie sie jeder Rollenspieler kennt. Man hängt in der Halle ab und erzählt sich Geschichten, wiederholt die gerade erzählte Handlung noch einmal in ein bis zwei unterschiedlichen Varianten, dann singt der Barde sie noch mal in anderen Worten und holt alte Familiengeschichten hervor von Leuten, die die meisten Anwesenden nicht mehr kennen bzw. man erzählt von Schwimmwettbewerben des Helden oder dessen (unrühmlicher) Kindheit als Findelkind.
Mit der Einhaltung von Reihenfolgen beim Erzählen haben es die alten Dichter wohl auch nicht gehabt. Da werden alte Kriegserzählungen rausgekramt, neu erzählt, halb erzählt und viele Verse weiter dann zu Ende erzählt, indem man von vorne anfängt und dann ans Ende springt. Das mag damals unterhaltsam gewesen sein. Da kannte man die Leute, die Kriege und um was es ging. Ich war froh, dass ich Fußnoten in der Norton Edition hatte, die mir aber nicht wirklich viel halfen, weil die teils wieder auf alte Sagas verwiesen und Fehden unter Friesen und Dänen und dergleichen.
Fazit: Naja. Is ganz nett Beowulf mal gelesen zu haben. Es hat aber seinen Grund, warum man ihn in den Vorlesungsmaterialien auf die Highlights kürzt.